Spirituelles – Ostergedanken von Abt Reinhold Dessl
Österlicher Glaube als Suchbewegung
Nicht minder spannend als ein Krimi ist das Festgeheimnis von Ostern bis heute:
Für viele Zeitgenossen, selbst für Christen kaum zu glauben.
Die Auferstehung selber wird uns auch in der Bibel nirgends direkt geschildert.
Sie entzieht sich unserem Zugriff.
Auferstehung, besser gesagt Auferweckung,
ist ein Handeln der Liebesmacht Gottes selber,
der seinen Sohn nicht im Dunkel des Todes gelassen hat,
sondern zu neuem Leben auferweckt hat.
Es gibt keinen Beweis dafür.
Was wir aber haben, das ist das Zeugnis von Menschen,
die dem Auferstandenen begegnet sind.
Ihnen dürfen wir glauben und ihnen können wir ihr Zeugnis abnehmen.
Christen sind keine Menschen, die alles erklären können und alles wissen,
und erst recht sollten sie keine Besserwisser sein.
Vielmehr erinnert uns die unglaubliche Botschaft von Ostern daran,
dass unser Glaube eine Suchbewegung ist.
Der tschechische Theologe Thomas Halik,
der eine ganze Reihe von Büchern über moderne Suchbewegungen geschrieben hat,
beschreibt das einmal so:
„Christlicher Glaube –
im Gegensatz zu ‚natürlicher Religiosität‘ und billigem, anspruchslosem Gläubigsein –
ist der auferstandene Glaube,
ein Glaube, der am Kreuz sterben, begraben werden und auferstehen muss –
und zwar in neuer Gestalt.
Dieser Glaube ist ein Prozess –
der Mensch kann sich in verschiedenen Phasen dieses Prozesses befinden.“
Ganz gleich, wo wir stehen, es lohnt sich,
von neuem suchende, fragende, staunende, glaubende
und damit österliche Menschen zu werden.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesegnetes Osterfest.
Abt Reinhold Dessl
cb