Spirituelles – Bernhard von Clairvaux – Brunnenschale sein
Gedanken zum Fest des hl. Bernhard von Clairvaux
Bernhard war ein Meister des geistlichen Lebens und der anschaulichen Bilder.
Einmal hat er einen Brief an den damaligen Papst Eugen III. geschrieben,
der vorher sein Schüler und Abt eines Zisterzienserklosters in Rom war.
In diesem Brief mahnt Bernhard den Papst,
auf sich selbst nicht zu vergessen, nicht nur zu arbeiten,
sondern sich auch Zeiten der Besinnung, der Erholung und des Auftankens zu gönnen.
Mit dem Vergleich zwischen Brunnenschale und Kanal macht er dies dem Papst deutlich:
„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale
und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt,
während jene wartet, bis sie gefüllt ist.
Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.“
In unserer Zeit könnte man dieses Wort Bernhards als „Burnout-Prophylaxe“ bezeichnen.
Der Mensch ist nicht nur dazu bestimmt, zu geben, sondern er muss auch empfangen.
Mit einem modernen Wort gesprochen:
Er muss auch dafür sorgen, seine Batterien wieder rechtzeitig aufzuladen.
Ich hoffe, Sie haben in diesem Sommer Zeit und Muße,
die Brunnenschale Ihres Lebens wieder anzufüllen.
Vielleicht ist es die Erfahrung in der Natur, die belebt.
Sich wieder einmal ein gutes Buch gönnen.
Musik erleben, die die Seele weit macht und das Herz öffnet,
wie wir es hier in der Kirchenmusik immer erleben dürfen.
Bernhard denkt beim Füllen der Brunnenschale des Lebens
vor allem an Gebet, Stille, Kontemplation
und das Sich-erfüllen-Lassen von der Liebe Gottes.
Aus der überströmenden Liebe dürfen wir dann
auch an andere austeilen und nicht geizig damit umgehen.
Abt Reinhold Dessl
in der Predigt beim Pontifikalamt
zum Bernhard-Fest am 20. August 2017 um 10 Uhr
cb