Stiftsgymnasium Wilhering – Schulschluss 2020
Stiftsgymnasium Wilhering – Schulschluss und Jahresbericht 2020
Freitag, 3. Juli – Freitag, 10. Juli
Wegen der Corona-Pandemie Distance Teaching and Learning
Freitag, 10. Juli
Abholung der Zeugnisse und Jahresberichte
Geleitwort des Abtes Reinhold Dessl im Jahresbericht
Lernen in Zeiten der Krise
Während ich diese Zeilen Mitte Mai schreibe, bereiten sich die Schülerinnen und Schüler auf die Rückkehr in die Schule nach mehreren Wochen des Distance-Learning in der Coronakrise vor. Es ist mir ein großes Bedürfnis, allen Professorinnen und Professoren, unserer Frau Direktor, Mag. Christine Simbrunner, den Schülerinnen und Schülern und den Familien unserer Schüler zu danken für die sehr herausfordernde Arbeit in diesen Zeiten. Nicht wenigen ist wohl in diesen Tagen bewusst geworden, welche Arbeit Pädagoginnen und Pädagogen auch in normalen Zeiten leisten! Die Krise ist noch nicht vorbei. Viele Fragen zur Zukunft sind offen. Auf alle Fälle ist deutlich geworden, wie sehr wir einander brauchen und aufeinander angewiesen sind. Deshalb ist auch die Freude groß, einander wieder real sehen und begegnen zu können.
Alle in einem gemeinsamen Boot
Die Wochen, die hinter uns liegen, haben die Menschen unterschiedlich erlebt. Während die einen fast rund um die Uhr gefordert waren, haben andere wieder mehr als sonst freie Zeiten gehabt. Die ungeplante „Vollbremsung“ auf vielen Ebenen hat eine gewisse Entschleunigung bewirkt und Kreativität für Kontaktaufnahmen in neuer Form freigesetzt.
Mir sind besonders noch die Bilder des Papstsegens auf dem leeren Petersplatz in Erinnerung. Der Papst hat sich in seiner Ansprache auf das Evangelium vom Sturm auf dem See bezogen. Er sagte, dass wir alle in einem gemeinsamen Boot sitzen, weil alle in der Welt von der Krise betroffen sind, aber auch alle gemeinsam rudern müssen, um ihr zu entkommen. So wie Jesus mit den Jüngern im Boot unterwegs war, so verlässt auch heute der Auferstandene die Seinen nicht und begleitet sie durch alle Stürme hindurch. Der Papst regte aber auch zur Gewissenserforschung an: „Herr, dein Wort heute Abend trifft und betrifft uns alle. In unserer Welt, die du noch mehr liebst als wir, sind wir mit voller Geschwindigkeit weitergerast und hatten dabei das Gefühl, stark zu sein und alles zu vermögen. In unserer Gewinnsucht haben wir uns ganz von den materiellen Dingen in Anspruch nehmen lassen und von der Eile betäuben lassen. Wir haben vor deinen Mahnrufen nicht angehalten, wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört. Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“
125 Jahre unterwegs
Dieses Jahr wird in unsere Geschichte eingehen. Und es ist auch ein Jahr, in dem wir in besonderer Weise an die Geschichte unseres Stiftsgymnasiums erinnert werden, sind doch 125 Jahre seit der Gründung vergangen. Unter dem Motto „Dankbarkeit – Verantwortung – Zukunft“ wollen wir dieses Jubiläum ab Herbst begehen und hoffen, dass dann die Rahmenbedingungen auch entsprechend sein werden.
Bildung gehört zur „DNA des Christentums“ und Klöster waren immer besondere Orte der Wissenschaftspflege und Erziehung. Es war eine geniale Idee des Abtes Theobald Grasböck (1892-1915), gegen den Widerstand von vielen Seiten im Jahre 1895 den Grundstein für ein Stiftsgymnasium zu legen. Er wollte mit dem Gymnasium „einen größeren Personalstand im Konvent beschäftigen und damit das klösterliche Leben heben, die Wissenschaft pflegen und den Kindern des Volkes behilflich sein …, den gelehrten Berufen sich zuwenden zu können“ (aus seinem Tagebuch). Aus der Idee des Abtes ist eine Erfolgsgeschichte geworden, die sich zu einem „regionalen Bildungsnahversorger“ entwickelt hat. Die Erinnerung an die Vergangenheit soll den Mut stärken, Verantwortung in der Gegenwart zu übernehmen und für die Zukunft die richtigen Weichenstellungen zu setzen.
Mit allen guten Segenswünschen
Abt Reinhold Dessl
Geleitwort der Direktorin Christine Simbrunner im Jahresbericht
Erstens kommt es anders …
Zu Beginn des Schuljahres habe ich bei der Eröffnungskonferenz drei Leitgedanken für das Schuljahr kundgetan: Zuerst „In aller Ruhe weitergehen“. Ich hatte dabei die erstmalige Umsetzung des neuen WILLI-Kurssystems, die weitere kontinuierliche Umsetzung der MINA, diverser Projekte für eigenverantwortliches Lernen, des neuen Lehrplans „Digitale Bildung“ und des baulichen Masterplans im Auge. Als zweiten Leitgedanken nannte ich „Teamwork – Förderung der Zusammenarbeit in den Fachschaften“ und last but not least die Vorbereitung unseres Jubiläums „125 Jahre Stiftsgymnasium Wilhering“. Vieles haben wir umgesetzt: spannende WILLI-Kurse, die fröhliche Eröffnung unseres „Paletti“ und des Baumlehrpfades, die Präsentation unserer Sprachenwand, den letzten Schliff für das Stiftsguides-Projekt und viele weitere Unterrichtsinitiativen – eine bunte pädagogische Welt!
Zweitens als man denkt …
Und dann kam Corona mit Schulschließung und Lernen im Distance-Modus, um die Gesundheit möglichst vieler Menschen zu schützen. Unglaublich, was hier geleistet wurde: Die digitale Erreichbarkeit aller Kinder und Eltern wurde sichergestellt – und das innerhalb weniger Tage. Es wurde geklärt, wie wir Lernmaterial übermitteln und wie die einzelnen Lehrkräfte die Kinder digital mit Arbeitsaufträgen versorgen – mitunter ein Balanceakt zwischen „zu viel“ und „zu wenig“, vor allem aber eine Riesenherausforderung für Familienmanagement, eigenverantwortliches Lernen, Selbstmanagement und digitales Lernen, wie wir es in einem „normalen“ Jahr niemals erreicht hätten. Da gab es Mails, Kooperationen via TEAMs, Onlinekonferenzen, Onlineunterrichtsstunden, neue Ideen für den selbständigen Online-Check des Lernstoffs. Es gab aber auch die Sorge um schwerer erreichbare Kinder und vieles mehr – und die Erkenntnis, dass sich alle schon wieder sehr aufeinander freuen! Es gab digitale Bildung pur und viele kreative Ansätze – eine neue, aber ebenso bunte pädagogische Welt!
Gemeinsam Teil eines großen Ganzen …
Nun, wir sind zum Zeitpunkt der Drucklegung des Jahresberichts gerade in der Phase des Come-Backs in die Schule mit „Abstand, Maske und detaillierten Hygienerichtlinien“ und dem Prinzip der „Verdünnung“ von Klassen in Gruppen. Daher ist es ist definitiv zu früh, ein Schlussresümee zu ziehen. Eines traue ich mich aber bereits jetzt zu sagen: In Bezug auf die oben kommunizierten Jahresziele sind wir durchaus auf Kurs, wenn auch in niemals geahnter Art und Weise: Die Leitsätze des Jahres „In aller Ruhe weitergehen“ und „Teamwork“, dazu in besonderem Maße eigenverantwortliches Arbeiten und digitale Bildung, fanden – wenn auch in einem anderen Prozess als geplant – bei Umsetzung der vielen neuen und unerwarteten Schritte reichlich Anwendung.
Ich denke, es ist uns durchaus gelungen, in aller Ruhe auf die Krise zu reagieren, die Vorgaben umzusetzen und gemeinsam bestmöglich zu bewältigen. Dies war aus meiner Sicht auch deshalb möglich, weil alle Mitglieder unserer Schulgemeinschaft wie bei dem rechtzeitig vor Corona aufgenommenen Foto für die 125-Jahr-Feier „gemeinsam als Teil eines großen Ganzen“ mitgewirkt und an einem Strang gezogen haben. Das war beeindruckend. Dafür kann ich einfach nur DANKE sagen!
Liebe Schüler/-innen, liebes Lehrer/-innen-Team, liebe Eltern, ich danke von Herzen für all die Zusammenarbeit, das Verständnis, die Umsicht, das Engagement, den guten Informationsfluss und die pädagogische Kreativität in diesem Corona-Jahr. Ich bin zutiefst überzeugt, dass eines Tages dieser Jahresbericht von besonderem Interesse sein wird und wir vielleicht rückblickend sagen werden: „In diesem Jahr haben wir vieles gelernt und es war ein Wachsen und Werden aller.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen und einen gesunden und auch erholsamen Sommer und hoffe im Herbst auf eine Rückkehr „in die schulische und gesellschaftliche Normalität“.
Mag. Christine Simbrunner
Direktorin