Spirituelles – Ein altes Feldfrüchtegebet
O Gott, du hast uns einen Leib gegeben, der Speise und Trank zur Nahrung bedarf.
Du hast die Erde so eingerichtet, dass sie Pflanzen und Früchte aller Art trägt.
Du hast uns befohlen, dass wir die Erde im Schweiße des Angesichtes umgraben und anbauen sollen.
Sieh unsere Arbeit, die wir bisher verrichtet haben und ferner verrichten, gnädig an!
Segne, sofern es dir wohlgefällig und uns ersprießlich ist, den Samen, den wir ausgesät haben!
Gib dem Lande fruchtbares Wetter, wie wir es brauchen: milden Regen und Sonnenschein zur rechten Zeit!
Bewahre die Feldfrüchte vor anhaltender Dürre, Nässe, Mehltau, Frost, Hagel, Wolkenbrüchen und allem, was sie verdirbt.
Gib uns, himmlischer Vater, unser tägliches Brot!
Du nährst ja die Vögel und alle Tiere, die nicht arbeiten und deine Güte nicht erkennen:
wie viel mehr uns, deine Kinder.
Wir wollen die Gaben aus deiner Vaterhand empfangen und deiner Güte uns dankbar freuen.
Speise und Trank, die du uns bescherst, wollen wir zu rechter Zeit und mäßig genießen,
auch den Armen gern davon mitteilen und uns bestreben,
dir durch ein nüchternes, rechtschaffenes und frommes Leben wohlzugefallen.
Erhöre uns, himmlischer Vater, durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Der Ursprung des Gebetes liegt über 200 Jahre zurück. Joseph Anton Gall (1788-1807 Bischof von Linz) hat “ein Gebet um Gedeihen der Feldfrüchte, das wahrscheinlich von ihm selbst stammt oder vom Chorherrn F. Frenner vom Stift St. Florian verfasst wurde, vorgeschrieben, das bis vor kurzem in der Diözese Linz in Gebrauch war.” (H. Hollerweger, Die Reform des Gottesdienstes zur Zeit des Josephinismus in Österreich, Regensburg 1976, S. 309, Anm. 19).
Dort und da wird das Gebet noch heute gebetet.