Balduin-Sulzer-Symposion
Balduin-Sulzer-Symposion im Stift Wilhering:
Klosterkomponist im 20. Jahrhundert
Klosterkomponisten sind ältere Männer mit weißem Rauschebart – so die Erwartungen eines 17-jährigen Jugendlichen auf die Frage seiner Musiklehrerin, was ihre Schüler*innen mit diesem Begriff verbinden. Einem solchen Bild hätten allerdings weder Balduin Sulzer noch die meisten der anderen Komponisten, deren Leben und Schaffen in einer spannenden zweitägigen österreichischen Klosterreise in den Blick genommen wurde, entsprochen. Noch manche Erwartungen und (Vor-)Urteile sind im Rahmen der Tagung am 17. und 18. März in den Räumlichkeiten des Stiftes Wilhering ins Wanken geraten, denn vielfältig, aber auf der Höhe der Zeit gestalten sich die Ansprüche, die Klosterkomponisten des 20. Jahrhunderts an ihr eigenes Tun stellen: Die Bandbreite reicht von der Bereitstellung funktionaler Musik im besten Sinn des Wortes, die Anliegen der liturgischen Bewegung im Anschluss an das Sacrosanctum Concilium aus dem Jahr 1963 aufzugreifen sucht, bis hin zu einem primär von ästhetischen Idealen geleiteten Zugang. Für ihr künstlerisches Ausdrucksbedürfnis wird die Entwicklung einer spezifischen Tonsprache und das zumindest phasenweise Überschreiten der Grenzen ‚geistlicher Musik‘ zur zwingenden Notwendigkeit. Als vielschichtig erweisen sich aber auch die Ansprüche, die durch das jeweilige Zielpublikum an Klosterkomponisten gestellt werden.
Bildimpressionen sollen Eindrücke von einer Tagung vermitteln, in der Referate von Elisabeth Hilscher, Alexander Zerfaß, Michaela Schwarzbauer, Elisabeth Wieland, Sonja Elisabeth Treuer, Klaus Hubmann, Klaus Petermayr, Pater Petrus Eder OSB, Ulrike Baumann, Klaus Sonnleitner CanReg, Roman Schmeissner und Thomas Hochradner durch einen Empfang und eine Führung von Abt Reinhold Dessl OCist und ein Gespräch mit Sulzers Biograph Norbert Trawöger sowie seinem Verleger Martin Wögerer eine wertvolle Ergänzung erfuhren. Drei Konzerte – ein Orgelkonzert der beiden Stiftsorganisten Ikarus Kaiser (Stift Wilhering) und Klaus Sonnleitner (Stift St. Florian), eine musikalische Mediationsstunde mit Pater Sandesh Manuel OFM und ein Kammerkonzert zur Passionszeit mit Elisabeth Wimmer, Elisabeth Pouget, Marianne Riehle, Milan Radič und Marcus Pouget – rückten Klingendes aus der Hand von Klosterkomponisten mit einem Schwerpunkt auf Werken des 2019 verstorbenen Wilheringer ‚Composers in Residence‘ Balduin Sulzer für ein interessiertes Publikum in den Mittelpunkt.
Ausgewählte Referate des Symposions
Ulrike Baumann
„MUSIK VERWEIST UNS AUF EINE ANDERE, GRÖßERE WIRKLICHKEIT“: Das musikalische Schaffen und Wirken des Herz-Jesu-Missionars Pater Martin Fuchsberger MSC (1944–1998)Elisabeth Hilscher
VON ANNUS QUI HUNC (1749) ZU SACROSANCTUM CONCILIUM (1963): Der lange Weg der Kirchenmusik von der Begleitung zum AkteurThomas Hochradner
KAULQUAPPENHERMETIK UND QUALITÄTSKALKÜL: P. Balduin Sulzer (*1932, †2019) im künstlerischen ProfilMichaela Schwarzbauer
LITURGISCHE GEBRAUCHSMUSIK? Überlegungen zu Balduin Sulzers Deutschen Gesängen zur Karfreitagsliturgie op. 111a (Nr. 139)Alexander Zerfaß
EINBEZOGEN INS HEILSGESCHEHEN: Zur Theologie des Gottesdienstes in der Liturgischen Bewegung – eine Spurensuche mit Blick auf die Kirchenmusik