Spirituelles – Osterbotschaft von Abt Reinhold Dessl
Der Auferstandene ist ihr als Licht aufgeleuchtet
Maria Magdalena ist nicht nur die erste und prominenteste Osterzeugin, sie ist momentan auch ein Kinostar und Hauptperson in einem gleichnamigen Film, der die Geschichte dieser biblischen Person zum Inhalt hat. Entgegen einer kirchlichen Tradition, die bis vor nicht allzu langer Zeit Maria Magdalena mit der fußwaschenden Sünderin gleichsetzte, und entgegen einer oberflächlichen und biblisch nicht belegbaren Sichtweise, die Maria Magdalena zu einer Geliebten Jesu machte, wird in diesem Film ein sehr einfühlsames Porträt einer Frau gezeichnet, die durch die Begegnung mit Jesus die Kraft bekommt, sich aus der damaligen männlichen Bevormundung zu emanzipieren.
Schon in der Begegnung mit dem irdischen Jesus ist Maria Magdalena ein Licht aufgeleuchtet. Im Film wird das so dargestellt, dass er sie ermutigt, auf ihr Herz zu hören, ihre Gefühle zu beachten. Mutig schließt sie sich der Jesusbewegung an. In seiner Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten hört sie einmal Jesus fragen: „Wie fühlt es sich an, solchen Hass im Herzen zu haben?“ Und ihn fragt sie dann auch einmal an einer Stelle des Films: „Wie fühlt es sich an, so mit Gott verbunden zu sein wie du?“
Wie Maria Magdalena zu ihren Gefühlen steht, hören wir auch im Evangelium. Sie „stand draußen vor dem Grab und weinte“, heißt es. Damit Ostern werden kann, ist wohl wichtig, auch den Karfreitag und den Karsamstag zuzulassen. Es braucht auch die Konfrontation mit den Gräbern unseres Lebens. Wir dürfen die Realität des Schmerzes, des Scheiterns und des Todes nicht ausblenden aus unserem Leben. Selbst dort, wo wir scheinbar zugrunde gehen in unserem Leben, kann sich etwas auf einmal als tragender Grund erweisen.
„Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ So fragt der Auferstandene Maria Magdalena. Es ist eine Eigenart des Auferstandenen, dass er Fragen stellt, die Menschen auch zur Konfrontation mit sich selber führen. „Worüber habt ihr unterwegs miteinander geredet?“, wird er dann die Emmausjünger fragen. Auch wenn der Auferstandene schon die Antwort weiß, stellt er trotzdem Fragen, und sie bringen in den Menschen etwas in Bewegung.
Aber erst als er sie bei ihrem Namen ruft, geht ihr vollends das innere Licht auf, und sie erkennt den Auferstandenen. Und sie erhält den Auftrag, mit der Botschaft des Auferstandenen zu „seinen Brüdern“ zu gehen. So wird Maria Magdalena zur ersten Zeugin der Auferstehung, zur „Apostelin der Apostel“, wie sie genannt wird.
Ostern ermutigt uns, dass wir uns so wie Maria von Magdala auf eine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn in Glauben und Gebet einlassen und dass wir seine Zeugen bei den Menschen werden. Sein Licht leuchtet in der Finsternis und möchte auch unser Leben hell machen.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesegnetes Osterfest!
Abt Reinhold Dessl