Stiftsbibliothek – Welttag des Buches am 23. April
Die Stiftsbibliothek Wilhering
Ein Beitrag zum Welttag des Buches am 23. April
Die Bibliothek im Mittelalter
In der Frühzeit des Zisterzienserordens (1098 wurde das erste Kloster Citeaux gegründet) diente das sog. Armarium zur Aufbewahrung der für Gottesdienst und Lesung erforderlichen Bücher.
In Wilhering wurde in den 1930er-Jahren ein gotisches Portal im Kreuzgang nahe der Kirche freigelegt, das vermutlich den Eingang in dieses Armarium darstellt.
Aus dem Mittelalter sind uns 150 Handschriften erhalten. Sie wurden 1891 von Pater Otto Grillnberger katalogisiert.
Aus den Anfängen des Buchdruckes besitzen wir etwa 200 Frühdrucke. Sie sind im Inkunabelzensus Österreich katalogisiert.
Der Bibliotheksbau unter Abt Georg Grill (1628)
Zu einem eigenen Bibliotheksbau kam es erst unter Abt Georg Grill (1614-1638) im Jahre 1628.
Er umfasste einen Teil des heutigen Altbestandes, und zwar vermutlich die ersten Abteile (nordseitig).
Der Bibliotheksbau unter Abt Johann Schober (1838/39)
Abt Johann Baptist Schober (1832-1850) vollendete nach langer Unterbrechung den Bau des Klosters, das in seiner Hauptfront zum Teil den Anblick einer halben Ruine bot, und benützte den dadurch gewonnenen Raum für die zweckmäßige Aufstellung der Bibliothek.
Es gibt einige zeitgenössische Hinweise zur Lage dieser Bibliothek. Daraus ergibt sich ein Standort im Straßentrakt zwischen Stiftsfestsaal und Turnsaal.
Welche Größe die Bibliothek gehabt hat, ist schwer zu sagen. In den Quellen ist die Rede von einem Vorzimmer und einem kleinen Saal; daraus kann man wohl auf das Vorhandensein eines weiteren (großen) Saales schließen. Die Höhe der Bibliothek und des Ganges erstreckte sich ohne Zwischendecke über das 1. und 2. Stockwerk.
Es existiert im Stift Wilhering dieses Foto, das mit großer Wahrscheinlichkeit diese Bibliothek zeigt.
Die Bibliothek im 20. Jahrhundert
Abt Theobald Grasböck (1892-1915) gründete 1895 das Stiftsgymnasium. Er wollte eigentlich einen Neubau errichten, doch gab es Schwierigkeiten, die die Verwirklichung dieses Plans verhinderten. Deshalb musste in den bestehenden Gebäuden Platz gefunden werden. Die zwei Stockwerke umfassende Stiftsbibliothek wurde geräumt und durch Einziehen einer Decke zu Studier- und Schlafräumen umfunktioniert.
Die Bücher kamen im Jahr 1902 wieder in die früheren Räumlichkeiten zurück, nachdem diese erweitert, adaptiert und neu eingerichtet worden waren.
Die drei Räume wurden in sechs Abteile gegliedert. Die Regale sind aus Holz, mit einfachen Verzierungen versehen und weiß gestrichen. Die Bücher stehen in zwei bis drei Reihen hintereinander.
Eine Handbibliothek wurde 1969 im Konvent eingerichtet.
Ein Bücherdepot wurde 1984 eingerichtet, anschließend an den Altbestand.
Die Stiftsbibliothek Wilhering kann nicht besichtigt werden, weil sie innerhalb der Klausur ist.
Literatur:
Christian Brandstätter: Die Geschichte der Stiftsbibliothek Wilhering.
In: Stift Wilhering. Beiträge zu Geschichte, Kunst und Spiritualität,
Linz: Wagner Verlag, 2021, S. 153-159.
cb